Fachkräftemangel fordert auch bei Speditionen ein Umdenken

Gut gefüllte Regale im Supermarkt, Warenlieferungen für Krankenhäuser und Pflegeheime, industrielle Fertigung und rollende Produktion – all das und noch vieles machen täglich Berufskraftfahrer möglich. Qualifizierte Fahrer sind auf dem Markt beliebt, aber sie werden immer weniger. Der Mangel an Nachwuchs verschlimmert sich drastisch. Dieser Mangel an Fahrern erfordert ein Umdenken.

Kaum noch Nachwuchs

Es gibt sie noch – passionierte Berufskraftfahrer, die ihren Job wirklich gern machen. Bisher konnten sich Speditionen darauf verlassen, dass insbesondere Quereinsteiger als Nachwuchs die vakanten Stellen besetzten. Doch der Durchschnitt der Berufskraftfahrer wird immer älter und es gibt kaum noch junge Menschen, die den Job machen wollen. Die Bewerberzahlen sind seit Jahren rückläufig. Für Schulabgänger ist der Beruf des LKW-Fahrers kaum noch interessant.
Woher kommt dieser drastische Wandel?

Bundesamt für Güterverkehr schlägt Alarm

Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) deckt in einer neuen Studie auf, dass rund ein Drittel der derzeitigen Berufskraftfahrer in den kommenden 10-15 Jahren in den Ruhestand geht und somit aus Altersgründen aus dem Berufsleben aussteigt. In Zahlen ist hier von rund 200.000 LKW Fahrern die Rede, die nicht mehr für Speditionen tätig sein werden. Junge Fahrer kommen kaum nach. Eine Ursache sieht der Bundesverband Güterverkehr im Demographie-Wandel. Darüber hinaus wurde das Speditionsgewerbe über viele Jahre durch die Bundeswehr mit qualifizierten Fachkräften versorgt. Auch das ist nicht mehr der Fall. Die Agentur für Arbeit verzeichnet immer mehr Bewerbungen im Bereich Berufskraftfahrer, die aufgrund mangelnder Qualifikationen für Speditionen häufig gar nicht mehr in Betracht kommen. Eine Ursache liegt hier darin, dass viele Spediteure bislang keine abgeschlossene berufliche Ausbildung als Berufskraftfahrer forderten. Aufgrund der Rechtsbestimmungen des Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetzes (BKrFQG) ist dies nicht mehr denkbar. Ein konkretes Management der Ausbildung für Berufskraftfahrer fehlt allerdings nach wie vor. Spediteure setzen oft auf Fachkräfte vom externen Arbeitsmarkt und bilden selbst wenig aus.

Schlechtes Image lässt Interesse sinken

Verkehrssoziologe Alfred Fuhrt beschreibt die Problematik so, dass sich die Arbeit vom reinen Job als Fahrer zu einem Beruf mit geforderter Medienaffinität gewandelt hat. Berufskraftfahrer müssen heute EDV-Kenntnisse nachweisen, da sich die Systeme hin zu elektronischen Frachtpapieren und Fahrassistenzsystemen gewandelt haben. Die früheren Aufgaben des Berufskraftfahrers unterliegen einem starken Wandel. Das alte Bild vom „starken Mann“ auf der Straße gilt so heute nicht mehr. Die große Freiheit die früher dem Image des LKW-Fahrers etwas Aufregendes anhaftete, ist stark eingeschränkt. Die Fahrer müssen heute ständig Rückmeldung geben.

Umdenken zwingend notwendig

Losgelöst von den gestiegenen Arbeitsanforderungen und den gewachsenen Voraussetzungen für die Ausführung des Job muss ein Umdenken stattfinden. Es handelt sich nicht mehr um einen reinen Männerjob. Frauen können dank der Änderungen im Jobprofil genauso gut den Job ausführen, wie ihre männlichen Kollegen. Speditionen müssen vermehrt auch Frauen ansprechen und generell das Image des Jobs als Berufskraftfahrer neu definieren. Hierzu gehört es auch auf Fahrer aus dem Ausland zu setzen. Der Einsatz beispielsweise von polnischen Fahrern hat sich als sehr positiv und zukunftsorientiert erwiesen.

Imagekampagnen für einen nachhaltigen Wandel

Um dem Missstand des Fahrermangels entgegenzuwirken setzen Unternehmen verstärkt auf Imagekampagnen. Im Bundesland Niedersachsen sprechen Logistikunternehmen beispielsweise mit der Kampagne „Mit Bock aufn Bock“ bewusst junge Leute als Nachwuchs für den Job als Berufskraftfahrer an. Mit den Kampagnen soll das Image und das Berufsbild des Berufskraftfahrers in ein neues Licht gerückt werden. Berufskraftfahrer können etwas bewegen und ohne sie bewegt sich nichts. Gerade im technischen Segment muss der Beruf insbesondere jungen Nachwuchskräften wieder schmackhaft gemacht werden. Vielleicht gelingt es mit einem modernen Image und nachhaltigem Umdenken dem Image des Berufskraftfahrers wieder neuen Glanz zu verleihen.